Nashashuk – Lauter Donner | Teil 2

März 18, 2014 by  
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Das grosse Beben

Eines Tages gab es ein fürchterliches Erdbeben. Und als wenn das nicht schon genug war, nein es folgte auch noch ein fürchterliches Unwetter, mit Regen, Hagel, Gewitter und Sturm.
Durch das Beben wurde das große Gebiet gespalten. Ein unüberwindbarer Riss trennte den Wald vom übrigen Gelände. Dieser Riss war auch nicht einfach so zu überwinden, denn dafür war er viel zu breit und man lief Gefahr, in eine tiefe Schlucht zu fallen. Und solch einen Sturz würde keiner überleben können.
Das Beben brachte solch eine Erschütterung mit sich, dass es einem Angst und bange wurde. Der Sturm und das Gewitter taten das Übrige hinzu, so dass keiner zur Ruhe kam. Es stürmte, regnete, es schien als wolle in diesem Moment die ganze Welt untergehen.
Da es mitten am Tage war und alle Bewohner ihren Tätigkeiten nachgingen, wurden viele durch den Erdenriss voneinander getrennt und oftmals kam es vor, dass einer eines Verbandes sich allein irgendwo wiederfand.

Auch eine Stute wurde von ihrer Herde getrennt.
Ihr Name war Nahimana. Dieser Name bedeutet „Die Weise der Herde“.
Nahimana konnte nicht so schnell flüchten und den Anderen folgen. Sie war tragend und die Zeit der Geburt des Fohlens stand kurz bevor.
Sie überlegt kurz, was nun das Beste sei. Ihrer Meinung nach, war sie im Wald am Sichersten. So machte sie kehrt und lief in den Wald hinein, um dort Schutz vor dem Regen und Sturm zu finden.
Doch ob dass die richtige Entscheidung war?
Denn auch hier im Wald war es fürchterlich stürmisch und der Wind ließ Bäume umknicken wie Strohhalme.
Nahimana suchte sich einen Platz an dem sie sich zumindest ein wenig sicher fühlte und legte sich im Gras am Fuße eines Felsens nieder.
Nun versuchte die Stute ein wenig zur Ruhe zu kommen. Sie wollte nur etwas verschnaufen und dann sehen, ob es nicht einen sichereren Ort für sie gab, wie z. B. eine schützende Höhle.

Zu dem Sturm baute sich nun das fürchterliche Gewitter zum Höhepunkt auf. Plötzlich verdunkelten schwarze Wolken den Himmel. Es wurde beinahe so dunkel wie in der Nacht. Der Wind wurde noch heftiger und es regnete und hagelte sogar. Blitze zuckten zum Boden und der Donner grollte über die Lichtung, dass es Nahimana Angst und bange wurde. Sie hoffte, dass der Spuk bald vorbei sei, denn ihr war wirklich sehr mulmig zumute. Plötzlich sauste ein Blitz vom Himmel herab und schlug in einem Baum ein. Es donnerte so laut, dass die Erde dadurch erbebte. Dabei goss es weiterhin wie aus Eimern. Der Blitz, welcher in den Baum einschlug, brachte das nächste Übel denn der Baum fing Feuer und fiel in Richtung Nahimana nieder. Sie bekam einen Schrecken, denn sie glaubte der Baum stürzt auf sie. Sie versuchte aufzustehen, doch das konnte sie nicht mehr, da genau in diesem Moment die Geburt begann.

stute

Der brennende Baum verletzte Nahimana, doch sie war auch froh, dass ihr Fohlen sich auf dem Wege auf die Welt befand. Noch glaubte sie, sie könne anschließend einen sicheren Ort aufsuchen.
Die Geburt jedoch war schwer und dauerte eine ganze Weile an, bis dann endlich ihr Kind das Licht der Welt erblickte. Sie betrachtete ihr Fohlen und fand es einfach nur wunderschön. Es war ein rabenschwarzer und kräftiger kleiner Hengst.
Nahimana gab ihn den Namen Nashashuk. Dieser Name bedeutet „Lauter Donner“, denn bei diesem erblickte er ja auch das Licht der Welt.
Nun war Nahimana eine stolze und glückliche Mutter.
Nashashuk rappelte sich langsam auf und versuchte sich auf den noch sehr wackeligen und viel zu langen Beinen zu halten. Er stolperte zum Kopf seiner Mutter und kuschelte sich an sie, denn der Regen, der Donner und die Blitze machten ihn mächtig Angst. Er zitterte am ganzen Körper. War es eben doch alles noch so warm und sicher um ihn herum.
Seine Mutter versuchte ihn zu beruhigen und wartete ab, bis er ein wenig ruhiger wurde und dann einschlief. Auch das Gewitter liess endlich ein wenig nach.

Am nächsten Morgen, als Nashashuk erwachte, stärkte er sich erst einmal und auch Nahimana versuchte aufzustehen. Doch ihr Bein war verletzt und sie kam nicht allein hoch.
Im Liegen frass sie ein wenig Gras und ruhte sich noch etwas aus. Sie war der Meinung, in ein paar Tagen würde sie wohl wieder fit sein. Dann endlich wollte sie sich mit ihrem Sohn auf die Suche nach ihrer Herde machen.
Na, die würden staunen was für einen hübschen Sohn sie nun hatte.

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So vergingen ein paar Tage, doch die Verletzung wollte nicht verheilen. So blieb Nahimana nichts anderes übrig als Nashashuk zu bitten, die Herde allein zu suchen. Wenn er sie dann gefunden habe, solle er sie zu ihr bringen und dann würde alles wieder gut werden.
Nashashuk wollte aber gar nicht allein auf die Suche gehen, er wusste auch gar nicht wie und wo er beginnen sollte, er kannte sich ja noch gar nicht aus in der großen Welt. Auch hatte er Angst allein loszulaufen, was wenn er sich verlief und weder die Herde noch seine Mutter wiederfand?
Nein, das wollte er nicht!
Er versuchte seine Mutter zu überreden, dass er bei ihr bleiben dürfe, doch sie schickte ihn energisch fort.

Futurina und die Welt der Gefühle Part III

August 21, 2011 by  
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Futurina hat den Schritt in ein neues Leben gewagt.
Es lief auch alles gut und rund und sie war voller Tatendrang und positiver Energie. Klar, hier und da waren auch mal Hindernisse im Weg oder auch schwierige Situationen, doch davon hat sie sich nicht abhalten lassen weiter vorwärts zu stürmen. Sie hatte das Gefühl unendlich stark zu sein und meinte sie könne Bäume ausreissen. Und so war sie hier und da tätig, unterstützte und half wo sie konnte und wirbelte nur so um sich. Sie war die Lebensfreude pur.
Was sie aber völlig ausser Acht liess, das war die eigene Person. Um sich kümmerte sie sich immer weniger. Dazu war sie auch viel zu beschäftigt. Und so bemerkte sie auch nicht das sie immer schwächer und erschöpfter und dadurch auch immer empfindlicher wurde.
Sie schlief unregelmässig und wenig, denn ihr Kopf war viel zu voll um zur Ruhe zu kommen. Ungefiltert stürmte so viel auf sie ein.
Auch wurden ihr immer mehr Gefühle bewusster. Doch es waren alles unschöne Gefühle.

Mit der Gefühlsebene hatte sie sich bisher wenig beschäftigt, zumindest mit der Eigenen. Das galt zu ihrem Schutze.
Doch genau diese Gefühle wollten nicht mehr unbeachtet sein und machten sich heftig bemerkbar. Sie wollten endlich die Beachtung finden die ihnen zusatand.

Für Futurina begann nun eine bewegende und verwirrende Zeit.
Was wollten diese Gefühle nur von ihr? Und wie sollte sie mit ihnen umgehen? Das hat sie doch nie wirklich gelernt.
Warum nur war sie plötzlich so oft so unendlich traurig, enttäuscht oder sogar wütend? Das machte ihr grosse Angst.
Angst?! Das Gefühl kennt sie gut…

Verwirrt durch die vielen Gefühle zieht Futurina sich zurück. Da muss sie erstmal alleine durch, so glaubt sie. Denn wenn die Anderen sehen was mit ihr los ist, dann werden sie bestimmt nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen und sie auch als Versagerin sehen. Dann ist sie viel zu anstrengend und belastend für sie, und das werden sie nicht mögen, denn sie wollen bestimmt nur eine starke Futurina kennen und auch mögen. Eine, die für sie da ist, sie unterstützt und aufbaut, aber nicht eine verwirrte, ängstliche, die genau diese Unterstützung selbst benötigt.
Nein, das wollen sie bestimmt nicht!

So denkt Futurina und zieht sich mehr und mehr zurück.
Nur kommt nun auch noch das Gefühl der Einsamkeit hinzu. Oje, was soll sie nur tun?
Keiner ist da der ihr helfen kann, keiner der ihr sagt was sie mit dem Gefühlschaos anstellen soll.
Futurina weiss nicht mehr weiter!

Traurig ist sie und einsam und keiner ist da. Dabei bemerkt sie nicht, dass es allein an ihr liegt das sie allein ist, denn sie war es ja die sich zurückzog und alles allein mit sich ausmachen wollte.
Ihr Motto ist es ja…Immer stark sein, immer hart sein, vor allem hart gegen sich!

Mit der Zeit verstrickt sich Futurina immer tiefer in ihrem negativen Gefühlschaos. Im Kopf und Bauch herrscht und regiert ein unerbittlicher Kampf; stark sein oder Schwäche zeigen?
Doch Futurina kommt zu keinem Entschluss.
Aus dem Kampf gehen Aggressionen hervor, das ist alles. Na toll, noch so ein ungewolltes Gefühl. Wieviele gibt es denn noch davon?

Das alles wird Futurina zuviel. Selbst wenn sie wollte, jetzt kann sie zu niemanden mehr Kontakt aufnehmen. Denn wenn im Kontakt die Aggressionen unkontrolliert herausbrechen, dann verletzt sie ohne es zu wollen und das ist falsch. Das darf auf gar keinen Fall passieren. Davor ist die Angst zu gross.
Futurina versucht einen klaren Kopf zu bekommen. Gegen die Traurigkeit und Einsamkeit kann sie nichts tun, aber die Aggressionen können abgebaut werden und am besten gegen sich selbst.
Und so hat sie endlich ein wirksames Ventil gefunden.
Sie stellt fest, das wenn sie sich an sich abreagiert hat, dann treten für einen Moment alle Gefühle in den Hintergrund. Dann endlich kann sie mal wieder durchatmen und fühlt sich leicht und befreit.

So verstreicht einige Zeit und Futurina ist froh einen Weg gefunden zu haben, die Gefühle für eine Zeit lang unter Kontrolle zu haben. Endlich hat sie alles wieder im Griff.
Doch ist das wirklich so oder ist das ein Trugschluss?
Sie bemerkt gar nicht, das sie sich in einen neuen Teufelskreis befindet. Und als sie es bemerkt ist es schon zu spät und ihr dann egal. So scheint es ihr zumindest, doch leider ist dem nicht so.
Plötzlich merkt sie, das sie ien schlechtes Gewissen plagt, welches ihr sagt das sie falsch handelt und eh alles nur falsch macht.
Auch die Dauer der Erleichterung wird kürzer oder bleibt sogar aus. Doch statt nach neuen Wegen und Ventilen zu suchen behält sie all das weiterhin bei und in sich. Nur das nun auch noch das Gefühl von Schuld auf ihren Schultern lastet.
Ja, sie ist selbst an all dem schuld!

Futurina bricht weinend zusammen und ist ein schwarzer, grosser Klumpen bestehend aus negativen, ungewollten Gefühlen.
Immer häufiger stellt sie sich die Frage warum sie in dieses Leben geboren ist und welchen Zweck sie erfüllen soll. Was für einen Sinn hat das alles nur? Übersieht sie etwas? Wenn ja, was ist das denn nur?

Futurina ist verwirrt und verzweifelt. Sie will nicht mehr allein und einsam sein, handelt aber so das genau dieses eintritt. Sie will auch nicht mehr immer stark sein, doch kommen Tränen und zeigt sie sich schwach, dann schämt sie sich dafür.
Sie ist randvoll mit Worten und Gedanken, doch kann sie diese nicht klar und deutlich aussprechen. Sie will Ruhe, erzeugt aber nur Unruhe.
Wie nur soll sie da jemals wieder heraus kommen?
Sie weiss nicht mehr weiter und wünscht sich nichts sehnlicher als das dieses all endlich ein Ende findet und sie die gewünschte Ruhe erlangt.
Doch wie kann sie diese erreichen?

Sie glaubt, dass das Ziel nur erreicht werden kann wenn sie nicht mehr ist, wenn ihr Leben zu Ende ist, erst dann kann sie Ruhe finden.
Aber ist das wirklich der einzige Weg oder gibt es noch eine Abzweigung um dem absoluten Ende zu entkommen?
Was will Futurina?
Will sie Ruhe, das heisst dem Leben ein Ende setzen oder will sie Ruhe im Leben?
Fragen über Fragen auf die sie keine Antwort weiss und findet.
Und die Gefühle wüten weiter in ihr.
Sie würde gerne schreien, treten, schlagen um sich davon zu befreien. Doch sie kann nicht, denn sie hat Angst die Kontrolle zu verlieren und dann aus der ganzen Wut heraus doch etwas falsches zu machen. Und sie weiss, ist das erst geschehen, dann kann sie nichts und nie mehr etwas machen.

Futurina ist so verzweifelt. Sie weiss, sie hat viel erreicht in ihrem Leben; viele Felsbrocken sind aus dem Weg geräumt. Und nun stolpert sie über einen Kieselstein und schlägt so hart auf, dass es ihr die Luft zum Atmen nimmt.
Immer wieder konnte sie sich an einen letzten Strohhalm klammern; aus all diesen letzten Strohhalmen hat sie sich ein Floss gebaut, welches nun zu sinken droht.
Und so hat das unendliche Meer der Hoffnungslosigkeit sie doch wieder zurück geholt!

Futurina war einen grossen Teil in ihrem Leben ausgeschlossen gewesen. Sie wusste was es heisst allein zu sein, selbst wenn sie umgeben war von Menschen die sie mögen.
Sie hatte auch eine Möglichkeit gefunden, eine noch verzweifeltere Einsamkeit zu ertragen. Jetzt aber sah sie keine Möglichkeit mehr, jetzt ist nur noch die grosse, weite Hoffnungslosig,-und Sinnlosigkeit da die sie umgibt und lähmt. Und Futurina fehlt es an Kraft und Mut diese zu durchdringen.

Wird es irgendwo am Grund des Meeres noch einen Funken Hoffnung für Futurina geben, oder ist genau dieser nun für immer erloschen?
Was kann ihr noch helfen?

Vielleicht fehlt ihr auch „nur“ mal jemand, der sie in den Arm nimmt, sie festhält, ihr Trost, Wärme, Zuspruch und Sicherheit gibt, die sie sich selbst nicht mehr geben kann! Und die sie nie erhalten hat.
Trost und Sicherheit, in der es erlaubt ist schwach zu sein und zu weinen. Wo sie gehalten wird bis alles wieder gut ist und sie mit grossen, blanken Augen schaut und sieht sie ist nicht allein.